Portrait von Rita Schwarzelühr-Sutter
Rita Schwarzelühr-Sutter
SPD
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Frage von Bernhard S. •

Mich interessiert Ihr Standpunkt bzgl. moderner Gentechnik in der Forschung? Inwiefern sehen Sie Potential in der Landwirtschaft auch im Hinblick auf den Klimawandel?

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SPD

Sehr geehrter Herr Schoz,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Gentechnisch veränderter Mais auf dem Feld, gentechnisch veränderter Lachs in Aquakulturen oder gentechnisch veränderte Pappel in der Forstwirtschaft sind Beispiele für Agrogentechnik. Agrogentechnik bedeutet also, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Land-, Forst- oder Fischereiwirtschaft genutzt werden. Für diese Art der Nutzung dürfen GVO nur in die Umwelt gelangen, wenn vorher das mit der Freisetzung verbundene Risiko ausführlich überprüft und dieses als gering eingestuft wurde. Damit soll das Vorsorgeprinzip gewahrt werden. Denn einmal in die Umwelt gelangte Organismen sind nicht mehr rückholbar.

Grundsätzlich sind die möglichen Risiken bei Neuen Gentechniken vergleichbar mit denen der klassischen Gentechnik. Auch hier verändern Gentechnikerinnen und Gentechniker Pflanzen technisch, um ihnen eine oder mehrere neue Eigenschaften zu geben. Mit Genome Editing kann man punktuell das Genom verändern, es sind aber auch noch wesentlich tiefgreifendere Änderungen möglich als mit klassischer Gentechnik. Daher ist wichtig, dass wissenschaftlich überprüft wird, ob diese Veränderungen negative Auswirkungen auf Natur oder Umwelt, Mensch oder Tier haben, bevor sie in die Umwelt gebracht werden. Damit bleibt das Vorsorgeprinzip gewahrt.

Die Agrogentechnik wird hauptsächlich eingesetzt, um die intensivierte und industrialisierte Landwirtschaft weiter voranzutreiben. Mehr als 80 Prozent der weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen sind heute herbizid-resistent. Ihr großflächiger Einsatz führt zu gravierenden Schäden an Natur und Umwelt.

Herbizid-resistent bedeutet: Eine Pflanze wird so verändert, dass sie überlebt, auch wenn sie mit einem Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid) besprüht wird. Durch diese gezielte genetische Veränderung kann auf dem Feld während des Wachstums ein Totalherbizid eingesetzt werden, das alle anderen Pflanzen abtötet. Auch solche Pflanzen, die den Ertrag des Landwirts gar nicht mindern würden. Häufiger Einsatz von Totalherbiziden führt dazu, dass manche Unkräuter eine natürliche Resistenz gegen genau diese Herbizide entwickeln. In der Folge können sich diese Unkräuter konkurrenzlos ausbreiten, denn alle anderen Wildkräuter überstehen die Herbizidanwendung nicht. Dies zwingt die Landwirte, weitere Herbizide zu spritzen, um die resistenten Unkräuter, die zu massiven Ertragseinbußen führen können, zu bekämpfen. Dadurch erhöht sich der Herbizideinsatz auf diesen Flächen noch weiter, mit noch weiteren Folgen für Natur und Umwelt. So verlieren beispielsweise Wildbienen ihre Nahrungsgrundlage. Außerdem kann es in Grundwasser und Oberflächengewässer gelangen, und auch dort Pflanzen und Tiere schädigen. Auch die Rückstände an Herbiziden in den Ernteprodukten und damit in der Folge auch in den Futter- und Lebensmitteln nimmt zu. Herbizide und ihre Abbauprodukte können schädlich für Mensch und Tier sein.

Andere gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten Gifte gegen Schädlinge, zum Beispiel den Maiszünsler, dessen Ausbreitung man mit einer wechselnden Fruchtfolge und Bodenbearbeitung, zum Beispiel Pflügen, ebenso kontrollieren könnte.

Ich setze mich dagegen auf eine nachhaltige, natur- und umweltverträgliche Landwirtschaft ein. Zum Schutz der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden, Luft und Artenvielfalt ist mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau notwendig. Es braucht einen grundlegenden Wandel in der Landwirtschaftspolitik und -förderung.

Den Beschluss des Zukunftsprogrammes der SPD, das sich weiterhin zum Nein zu gentechnischen veränderten Pflanzen bekennt.

Mit freundlichen Grüßen

Rita Schwarzelühr-Sutter

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