Bundestagsabgeordneter Alois Gerig
Alois Gerig
CDU
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Frage von Joachim S. •

Frage an Alois Gerig von Joachim S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Gerig,

ich habe auf Ihrer Internetseite gelesen, dass Ihre Überzeugung lautet, "mündige Verbraucher [müssten] auf Augenhöhe mit den Anbietern selbstbestimmt und gut informiert ihre Kaufentscheidungen treffen können.

Wie stehen Sie dazu, dass Kinder und Jugendliche keine mündigen Verbraucher sind, aber nach wissenschaftlicher Überzeugung im Fokus von Tabakwerbung liegen (z. B. Hanewinkel R., Isensee B., Sargent J.D., Morgenstern M. (2011). Cigarette Advertising and Teen Smoking Initiation in Pediatrics published online Jan 17, 2011;DOI: 10.1542/peds.2010-2934)?

Werden Sie als Ausschussvorsitzender Verantwortung übernehmen, wenn es gilt Kinder vor manipulierender Tabakwerbung im öffentlichen Raum zu schützen?

Mit freundlichen Grüßen
J. S.

Bundestagsabgeordneter Alois Gerig
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihr Schreiben zum Thema Tabakwerbeverbote. Ich habe Ihre Argumente mit Interesse gelesen und unterstütze Ihr Anliegen.

In Deutschland ist Tabakwerbung in Printmedien, Fernsehen und Internet bereits untersagt. Erlaubt ist Tabakwerbung allerdings als Außenwerbung in Form von Plakaten und Leuchtreklamen sowie Kinowerbung nach 18 Uhr. Im Bundestag wird darüber diskutiert, ob diese Werbemöglichkeiten auch mit einem Verbot belegt werden sollten. Der federführende Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hat unter meinem Vorsitz eine Sachverständigen-Anhörung durchführt, um die Wirkungen solcher Verbote abschätzen zu können. Wie zu erwarten war, gaben die geladenen Experten sehr unterschiedliche Bewertungen ab.

Mich haben die vorgetragenen Argumente darin bestärkt, dass zum Schutz vor den gesundheitlichen Risiken des Aktiv- und Passivrauchens weitere Maßnahmen erforderlich sind. Rauchen erhöht das Risiko für schwere Erkrankungen wie Herz-Kreislaufkrankheiten, chronische Atemwegserkrankungen, Krebs und Typ 2 Diabetes. Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung sterben in Deutschland jährlich schätzungsweise 120.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Die direkten und indirekten Kosten für unser Gesundheits- und Sozialsystem belaufen sich auf rund 80 Mrd. Euro pro Jahr – Tendenz steigend. Zwar ist die Anzahl der Raucher in Deutschland zum Glück rückläufig, doch ist der Rückgang nicht so stark ausgeprägt wie in Ländern mit strikteren Werbeverboten.

Tabakwerbung leistet einen Beitrag, Tabakkonsum anzuregen und zu verstetigen. Andernfalls würden die Hersteller kaum teure Werbekampagnen durchführen. Die Sachverständigen konnten darlegen, dass besonders Jugendliche für Tabakwerbung empfänglich sind: Aufgrund ihrer Persönlichkeitsentwicklung suchen junge Menschen nach Orientierung und eifern dem Lebensstil nach, der in Tabakwerbung suggeriert wird (z.B. Freiheit, Abendteuer, Coolness). So erhöht Tabakwerbung die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche mit dem Rauchen beginnen. Bei Rauchern erfolgt der Einstieg in den Tabakkonsum in der Regel in jungen Jahren. Durch erfolgreiche Präventionsarbeit werden erfreulicherweise immer mehr Jugendliche vom Rauchen abgehalten, Jugendliche aus bildungsfernen Schichten sind aber nach wie vor schwer erreichbar. Aus diesen Gründen sind umfassende Werbeverbote erforderlich, um den Jugendschutz zu verbessern.

Da Tabakkonsum nach wie vor erhebliche Gesundheitsschäden anrichtet und Jugendliche durch Tabakwerbung zum Rauchen verleitet werden, befürworte ich, das Tabakwerbeverbot auf Außen- und Kinowerbung auszuweiten. Im Deutschen Bundestag trete ich dafür ein, dass entsprechende Neuregelungen zustande kommen.

Mit freundlichen Grüßen
Alois Gerig