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Gabriele Heinen-Kljajic
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Per G. •

Frage an Gabriele Heinen-Kljajic von Per G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Dr. Heinen-Kljajic,

meine Frage dreht sich um das Thema Massentierhaltung versus Umweltschutz versus Tierschutz versus Gesundheit und Verbraucherschutz:

In welchem Verhältnis wird die zukünftige Landwirschaftspolitik stehen angesichts der Massentierhaltung in Niedersachsen, die zwar einige Arbeitsplätze schafft, aber andererseits sehr gefährlich ist in Bezug auf Umweltschutz (massenhafte Gülle aus den Massentierhaltungen, für die es kaum Flächen gibt in Niedersachsen zum Düngen, daher Gefahr von Gülleexporten) oder sehr gefährlich ist in Bezug auf den Tierschutz (Käfigtierhaltungen bzw. Massenimpfungen mit Antibiotika mit Folgen von multiresistenten Keimen in Krankenhäusern, die Menschenleben gefährden) oder auch gefährlich ist in Bezug auf die Gesundheit der Verbraucher?
Mit Bestürzen habe ich die Meldung von der Grünen Woche 2013 wahrgenommen, dass ca. 50% der erzeugten Tiere aus Deutschland exportiert werden und ca. 50 % aller Feldfrüchte, sodass wir noch keine nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland haben, sondern sogar Überproduktion, was zum Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse führt.
Droht die neue rot-grüne Landesregierung dann vom Paulus zum Saulus zu werden, weil Betriebe der Massentierhaltung nicht in den nächsten fünf Jahren geschlossen werden und nur noch die kleinbäuerliche Landwirtschaft und Biobauern unterstützt werden, sondern nur noch Großbetriebe und Massentierhaltung, zuungunsten von bäuerlichen Kleinbetrieben und Biobauern, die Pleite gehen, angesichts von Discounter-Billigpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse?

Über eine Antwort freue ich mich.

Freundliche Grüße
aus Braunschweig

Per Grunenberg

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Grunenberg,

vielen Dank für Ihre Frage.

Ganz so extrem wie die von Ihnen genannten Zahlen, dass wir 50% der Tiere bzw. des Fleisches und 50% der Feldfrüchte exportieren, ist die Situation nicht. Richtig ist zweifellos, dass wir gerade beim Schweine- und Geflügelfleisch erhebliche Überschüsse produzieren, diese exportieren und damit andernorts die heimischen Märkte kaputt machen. Die Exporte liegen aber deutlich unter 20%. Ein großes Problem ist vor allem auch die starke Konzentration: In Niedersachsen werden über 50% des bundesdeutschen Geflügelfleisches und deutlich über 1/3 des Schweinefleisches produziert und dieses vor allem im westlichen Weser-Ems-Bereich.

Bei den pflanzlichen Produkten sind wir in erheblichem Maße Importeur. Zur Fütterung unseres Geflügels und unserer Schweine importieren wir Soja, für dessen Anbau in Übersee rund 4 Mio. Hektar Nutzfläche benötigt werden – die übrigens vorher nicht selten in einem naturnahen Zustand waren (Wald, Grasland, etc.)

Auch die Annahme, dass die Massentierhaltung Arbeitsplätze schafft, trifft nicht zu. Wir haben seit 2003 rund 30.000 Arbeitsplätze in der niedersächsischen Landwirtschaft verloren.

Die Landwirtschaft in Niedersachsen wird aus Landes-, Bundes- und vor allem EU-Mitteln derzeit jährlich mit rund 1,6 Milliarden € gefördert. Statistisch handelt es sich bei der Hälfe des finanziellen Ertrages eines landwirtschaftlichen Betriebes um öffentliche Mittel. Es ist daher entscheidend, wie diese Mittel verteilt werden. Wir treten dafür ein, die Gelder streng an die Erbringung von der Gesellschaft gewünschter Leistungen (etwa Natur-, Landschafts- und Tierschutz, Erhalt des ländlichen Raumes) etc. zu koppeln. Dazu gehört auch, die Förderung ökologisch wirtschaftender Betriebe deutlich aufzustocken, die sog. Agrarumweltprogramme deutlich auszubauen, etc. Darüber hinaus werden wir durch eine konsequente Anwendung des bereits bestehenden Rechts dafür sorgen, dass Mensch und Umwelt besser vor den Auswirkungen der Massentierhaltung geschützt werden.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Ansatz nicht nur der Umwelt, den Menschen die in der Umgebung eines Massentierstalls leben und den Tieren, sondern auch der überwiegenden Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe nutzen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Heinen-Kljajic