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Stephan Hestermann
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Frage von Marion M. •

Frage an Stephan Hestermann von Marion M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Hestermann,

ich finde der Tier-und Artenschutz allgemein kommt immer viel zu kurz, oder schlichtweg gar nicht in den Parteiprogrammen vor.
- Wie stehen Sie zur Masttierhaltung und Akkordschlachten?
- Was werden Sie gegen Hühner- und Kaninchenmastbetrieben unternehmen, was gegen das Schnabelkürzen oder sonstige Methoden der Massentierhaltung?
- Sollten landwirtschaftliche Subventionen nicht an Ökologie / Tierschutz festgemacht werden?
- Was genau tut Ihre Partei im Regenwaldschutz? Inwieweit benutzen Sie und Ihre Partei recycelte Materialen, vor allem Papier? Hat Ihre Partei vor den Verbrauch von Recyclingpapier an Schulen zu fördern um damit explizit zum Umwelt- und Tierschutz beizutragen?
- Könnten Sie sich vorstellen ein Programm gegen die perfide Pelzindustrie einzubauen?
- Das Thema Jagd liegt mir sehr am Herzen. Was halten Sie vom Abschuss von Haustieren, was von der Drückerjagd und der furchtbaren Fallenjagd?
- Dazu: In Jägerkreisen gilt bei diesem heiklen Thema – um negative Publicity zu vermeiden – der „3-S-Grundsatz“: Schießen, Schaufeln, Schweigen. NamhafteTierschutzorganisationen gehen davon aus, dass zwischen 250.000 und 300.000 Katzen und 20.00 bis 30.000 Hunde in Deutschland pro Jahr von Jägern erschossen oder durch Fallen brutal verstümmelt und getötet werden.
- Fallenjagd gehört zu den barbarischsten Jagdformen. Es ist dabei in der Betrachtung gleichgültig, ob die Jagd mit Totschlagfallen oder Lebendfallen durchgeführt wird. Beide Fallenarten sorgen für extremes Tierleid. Keine Totschlagfalle garantiert den sofortigen Tod des Tieres; stunden- und tagelanges Leiden in der Falle oder ein Entkommen mit zerschlagenen oder abgetrennten Gliedmaßen sind keine Ausnahme.
- Wie desinteressiert die CDU und ihre Abgeordneten in ihrer Mehrheit an einem effektiven Tierschutz aber tatsächlich sind, ersehen Sie daran, dass diese Partei nach wie vor das Verbot von Wildtieren im Zirkus blockiert. Das gleiche gilt für Delfinarien.

Danke

Portrait von Stephan Hestermann
Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrte Frau Morcher,

ich danke Ihnen für Ihre Fragen. Bitte erlauben Sie mir, sie etwas zusammengefaßt zu beantworten, da sich die Inhalte mehrfach überschneiden bzw. wiederholen. Auch ich bin kein Freund von Auswüchsen moderner Massentierhaltung, wenngleich ich als Nichtvegetarier hierzu persönlich zu einer etwas differenzierten Haltung kommen muß.

Ich lehne Methoden in Großschlachtereien, die dem Tier unnötiges Leid bereiten, aus tiefster Überzeugung ab. Die Grundregeln ökologischer Landwirtschaft sollten meiner Meinung nach für die gesamte Branche verpflichtend sein. Auch sind dezentralisierte Kleinbetriebe den großen Fleischfabriken vorzuziehen, auch wenn Brüssler Agrarpolitik das Gegenteil bestimmt. Schlachttiere sollten so gehalten werden, daß Verstümmelungen ausgeschlossen werden können.

Mir ist bewußt, daß jährlich 500.000 Tiere auf dem Transport zum Schlachthof vorzeitig verenden, und daß sehr viele Tiere noch lebend in den Schlachtprozeß kommen, weil der Bolzenschuß mißlang. Daß es auch anders geht, beweist z.B. der Schlachthof Kulmbach, der vom Tierschutzbund positiv beurteilt wurde, nicht zuletzt wegen seiner speziellen Betäubungsbox zur Vermeidung von Fehltötungen. Solcher Stand der Technik muß viel schneller für alle verpflichtend werden.

Alle diese Mißstände, auch die im Umgang mit den Regenwäldern, müssen in den Medien, vor allem im Fernsehen, immer wieder gezeigt werden, und zwar zur PrimeTime. Das entspräche unserem Grundsatz zu Transparenz und Offenheit. Dann würden auch nicht so viele Menschen auf die Mär vom Bio-Sprit hereinfallen, für den gigantische Regenwaldflächen zur Erstellung von Palmölplantagen gerodet werden.

Ich persönlich drucke auf Recyclingpapier, und ich denke, das macht die überwiegende Mehrheit in unserer Partei so, wenn sich ein Ausdruck nicht vermeiden läßt. Doch da die PIRATEN zugegebenermaßen ziemlich IT-lastig sind, werden die meisten wie ich das papierarme Bureau pflegen. Subventionen lehnen wir allerdings auch hier wie in allen Bereichen ab. Dieses süße Gift darf nur in Ausnahmefällen - und dann auch nur zur Beseitigung von Verzerrungen, zeitlich begrenzt, degressiv und regelmäßig überprüft - zum Einsatz kommen.

Auch zur Jagd habe ich ein distanziertes Verhältnis: Ich kann sie keinesfalls als Sport akzeptieren, und ich bin der Meinung, sie sollte nur von einem kleinen Kreis staatlich beauftragter Personen (vergleichbar Förstern) zur Regulierung ausufernder oder verzerrter Populationen ausgeübt werden. Wo sie der Bedarfsdeckung der Gastronomie dient, sind hohe Standards einzuhalten.

Jedem Jäger, der ein Haustier schießt - und dazu gehören ausnahmslos auch Katzen - ohne dafür einen triftigen Grund vorweisen zu können, gehört nach meiner Meinung sofort unwiderruflich die Jagd entzogen und hat umgehend alle Waffen den Behörden zu übergeben.

Das Aufstellen von Fallen ist manchmal unumgänglich, wenn sich z.B. in einem Haus eine Marderfamilie breitgemacht hat. Dabei sollten jedoch ausnahmslos Lebendfallen eingesetzt werden. In Zirkusmanegen sollten in meinen Augen nur Tiere auftreten, die andernorts auch als Haustiere gehalten werden. Ich hoffe, daß ich Ihre Fragen auch in dieser komprimierten Form beantworten konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Hestermann