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Tessa Ganserer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sena N. •

Wie stehen Sie zu Quotenregelungen für Frauen?

Sehr geehrte Frau Ganserer,
in der Politik insbesondere Ihrer Partei ist häufig von angestrebten Quotenregelungen für Frauen zu hören. Wie stehen Sie zu der Idee von Quoten für bestimmte Positionen? Für wie wahrscheinlich halten Sie einen Missbrauch dieser, wenn ein Mann sein Geschlecht auf dem Papier ändert, nur um unter eine mögliche Frauenquote zu fallen?

Mit freundlichen Grüßen,
Sena N.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Sena N.,

Bündnis 90/Die Grünen ist eine feministische Partei - somit ist die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit sozusagen Teil der "grünen DNA". Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik ist ein politisches Ziel unserer Partei. Mit 34,8 Prozent ist der Frauenanteil des Bundestages weiterhin zu niedrig. Dies liegt mit einem Anteil von über 59 Prozent allerdings nicht an unserer Fraktion. Die Mindestquotierung von Ämtern und Mandaten ist eines der Mittel um dieses Ziel zu erreichen und hat sich bei uns bewährt. Auch bei den Mitgliedern haben die Grünen den höchsten Frauenanteil im Vergleich zu allen anderen Parteien. Dieser lag Ende 2019 bei uns bei 41 Prozent. Schon Jahre vor meinem Coming out habe ich mich damals als Mitglied im Vorstand der Grünen Mittelfranken für Frauenförderung stark gemacht. Da aufgrund des Grünen Frauenstatuts und mangels Kandidatinnen immer wieder Vorstandsposten unbesetzt blieben, gab es immer wieder einzelne cisgeschlechtliche Männer die sich darüber beschwert haben. Deswegen habe ich dann ein Mentoring-Programm für Frauen gestartet, um Frauen für Politik zu begeistern und sie zur Kandidatur für politische Ämter zu ermutigen. Dieses Programm wurde schon mehrmals wiederholt und hat sich sehr bewährt. Viele der ehemaligen Mentees  haben Ämter und Mandate inne und geben mittlerweile als erfahrene Mentorinnen ihr Wissen an weitere Mentees weiter.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage möchte ich anmerken, dass Transgeschlechtlichkeit nichts ist, was Menschen sich aussuchen oder wofür oder wogegen sie sich entscheiden. Wir wurden so geboren. Deswegen fände ich es zutreffender, davon zu sprechen dass der bei der Geburt falsch zugewiesene Personenstand (Geschlechtseintrag) in den amtlichen Dokumenten korrigiert wird. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass dies jemand aus Jux und Tollerei macht, dennoch kann ich nicht für alle cisgeschlechtlichen Männer die Hand ins Feuer legen. Doch wenn, dann muss doch der Versuch eines solchen Missbrauchs entsprechend geächtet werden. Das kann und darf doch nicht der Grund sein, einer ganzen marginalisierter Gruppe grundlegende Menschenrechte vorzuenthalten. Wir können ja auch nicht, nur weil sich manche Menschen nicht an Recht und Gesetz halten, die gesamte Telekommunikation der gesamten Bevölkerung überwachen und abhören.

Viele Grüße, 

Tessa Ganserer

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